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Schmetterlingsfauna Grossenhainer Pflege
2. November 2003

Die Schmetterlingsfauna von Großenhain und Umgebung (Insecta, Lepidoptera)

Nach einem Manuskript von Josef Schönfelder

Ein Verzeichnis der Schmetterlinge von Großenhain und Umgebung wird nach einem bislang unveröffentlichten Manuskript von JOSEF SCHÖNFELDER (1891–1982) publiziert. Die verwendete Nomenklatur richtet sich nach dem Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (GAEDIKE & HEINICKE 1999). Wo nötig wurden Kommentare eingefügt. Von 80 Schmetterlingsarten, insbesondere den Microlepidoptera, lagen Belege vor, die überprüft werden konnten. Das untersuchte Material ist jeweils mit aufgeführt. Insgesamt enthält das Verzeichnis 811 Arten, wovon 9 Arten nicht in dem Originalmanuskript enthalten waren, sondern nur in dem Belegmaterial. 15 Arten wurden aus dem Originalmanuskript nicht mit übernommen, da sie als Fehlbestimmung interpretiert werden. Zumeist handelt es sich dabei um Arten, die nicht aus Deutschland bekannt sind.

PDF - Die Schmetterlingsfauna von Großenhain und Umgebung (Insecta, Lepidoptera) – Nach einem Manuskript von Josef Schönfelder – [LEP]
Tags: faunistik, schmetterlinge, schoenfelder.
Schmetterlinge Grossenhainer Pflege
31. Mai 2004

Josef Schönfelder und die erste regionale Schmetterlingsfaunistik

von U. Lehmann, Großenhain

„Er war durch und durch ein Naturmensch“, überschrieb die Sächsische Zeitung (SZ) am 29. Juni 2002 einen Artikel über den Großenhainer Schmetterlingsexperten JOSEF SCHÖNFELDER. Er verstarb am 17. März 1982 in Großenhain, allerdings wurde erst im April 2004 sein langjähriges Schaffen würdig abgeschlossen - sein „Verzeichnis der Schmetterlinge von Großenhain und Umgebung“ veröffentlicht.

Josef Schoenfelder
Das Ehepaar Martha und Josef Schönfelder am 18. Juli 1971,
dem 80. Geburtstag von Josef Schönfelder, im Zabeltitzer Park.

Am 18. Juli 1891 wurde JOSEF SCHÖNFELDER im böhmischen Warnsdorf geboren. Seit frühester Jugend beschäftigte er sich mit Schmetterlingen, insbesondere auch deren Zucht. Bereits im fünfzehnten Lebensjahr gründete er einen entomologischen [1] Verein in Warnsdorf, dessen jüngstes Mitglied er war. Während er sich bis dahin nur den heimischen „Großschmetterlingen“ [2] widmete, wurde durch seine Bekanntschaft mit einem gebürtigen Heinersdorfer [3] im Jahr 1919, auch sein Interesse für die, leider bis heute, in der Forschung eher vernachlässigten „Kleinschmetterlinge“ [4] geweckt.
JOSEF SOFFNER war es, ein weitbekannter Spezialist für diese Falter, die im Allgemeinen wegen ihrer Winzigkeit garnicht, oder nur als „Motten“, wahrgenommen werden.

Seit 1924 lebte JOSEF SCHÖNFELDER in Schluckenau und gründete wiederum einen entomologischen Verein in Rumburg. Mit Aussiedelung der Deutschen aus den Sudeten verschlug es ihn nach Großenhain. Er kam ohne seine bis dahin erstellte Schmetterlingssammlung, die 140 Kästen böhmische Fauna umfasste.
Glücklicherweise ist sie bis heute - eingeordnet in die Hauptsammlung - im Nationalmuseum Prag (Národni Muzeum Praha, Entomologicke oddeleni) erhalten und somit der Wissenschaft zugänglich. Gleiches gilt übrigens auch für die erste Sammlung von JOSEF SOFFNER, der 1976 im Alter von 87 Jahren in Staßfurt verstarb. An dieser Stelle sei erwähnt, dass derartige Insektensammlungen, auch wenn sie in einem Museum beheimatet sind, keinesfalls ausgestellt werden, sondern vor Feuchte und Licht geschützt, allein der Forschung dienen.

Mit Ankunft in Großenhain widmete sich JOSEF SCHÖNFELDER umgehend der regionalen Schmetterlingsfauna. Er war lange Zeit Vorsitzender der Fachgruppe Entomologie im Kulturbund der DDR in Großenhain. Von 1960 bis 1970 präparierte er im Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden, mehr als 75.000 Schmetterlinge aus einem Händlernachlass, und machte dieses Material damit weitergehender Forschung erst zugänglich. Im hohen Alter von 78 Jahren begann JOSEF SCHÖNFELDER mit einer zusammenfassenden Arbeit seiner Großenhainer Zeit - er verfasste ein „Verzeichnis der Schmetterlinge von Großenhain und Umgebung“, welches aber nie veröffentlicht wurde. Der Großenhainer Käferexperte HELMUT RESSLER - langjähriges Mitglied und späterer Leiter der Fachgruppe - erwähnte das Verzeichnis in einer Würdigung, welche anlässlich des neunzigsten Geburtstages von JOSEF SCHÖNFELDER in einer Fachzeitschrift erschien. Wo diese Arbeit und die Nachkriegs-Sammlung nach dessen Tod allerdings verblieben sind, wusste, etwa 1988 darauf angesprochen, auch HELMUT RESSLER nicht zu sagen.

Aufklärung brachte oben genannter SZ-Artikel. Dieser offenbarte, dass JOSEF SCHÖNFELDER bereits zu Lebzeiten seine Sammlung den beiden Cousins WERNER und WOLFGANG EFFENBERGER überließ, die ebenfalls der ehemaligen Fachgruppe angehörten. WOLFGANG EFFENBERGER verfügte zudem über das Schmetterlingsverzeichnis. Es stand außer Frage, dass diese wichtigen Daten der Fachwelt zugänglich gemacht werden. Nun galt es, das 1969 erstellte und bis 1975 ergänzte, Manuskript in die gültige Systematik des Jahres 2003 zu übersetzen, denn über dreißig Jahre Schmetterlingsforschung haben kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. So manche Gattung war bereits aufgelöst worden und die Arten neuen oder anderen Gattungen zugeordnet. Auch gibt es Fälle, dass sich hinter einer Art nach neuesten Erkenntnissen tatsächlich zwei verbergen - und umgekehrt. Etwas mehr als ein Jahr dauerte diese Anpassung, unternommen vom Schmetterlingsexperten Dr. MATTHIAS NUSS, vom Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden, und vom Autor. Weitere sechs Entomologen, von Königs-Wusterhausen bis Prag, unterstützten in verschiedenster Weise das Vorankommen. Im April 2004 erschien das überarbeitete Verzeichnis in den „Mitteilungen Sächsischer Entomologen“.
Die nüchterne Auflistung der lateinischen Artnamen, mit Funddaten und Angabe der festgestellten Häufigkeit, unterschlägt ein bisschen die wahre Bedeutung. Die Großenhainer Pflege als Naturraum, verfügt damit über die erste umfassende Bestandsaufnahme der hier vorkommenden Schmetterlinge. Das ist eine wesentliche Grundlage für künftige Erfassungen, um Veränderungen in der Fauna überhaupt feststellen und interpretieren zu können und damit nicht zuletzt für fundierte Naturschutzentscheidungen. Denn Insekten offenbaren wie kaum eine andere Organismengruppe den Zustand von Natur und Landschaft.

JOSEF SCHÖNFELDER kannte aus seiner böhmischen Heimat 800 Arten allein der „Großschmetterlinge“. Wohl bedeutend artenärmer muß er die Großenhainer Pflege empfunden haben. Bedauernd fügt er in seinem Manuskript die Gründe an: „Die Umgebung Großenhains ist soweit kultiviert, dass Ödflächen keine vorhanden sind, die noch bestehenden Wiesen werden meist künstlich gedüngt, nasse und Sumpfwiesen entwässert, so dass vielen Pflanzen die Lebensgrundlage genommen wird. Die landwirtschaftliche Großraumnutzung, Aufhebung der Grenzraine, wird noch manche Pflanze auf Straßenränder und Gräben verdrängen.“.

In Sachsen sind derzeit 2522 Schmetterlingsarten [5] bekannt, wovon durch das Wirken JOSEF SCHÖNFELDERs seit 1945 811 Arten für die Region vermeldet werden können. Hinzugezählt werden muß noch die allgegenwärtige Roßkastanienminiermotte, die erst vor wenigen Jahren nach Deutschland eingewandert ist. JOSEF SCHÖNFELDER hat nun 22 Jahre nach seinem Tod seinen unverrückbaren Platz in der sächsischen Entomologie erhalten, als Urheber der ersten umfassenden Schmetterlingsfaunistik für die Großenhainer Pflege.

Erläuterungen

Literatur

Beitrag erstmalig publiziert: LEHMANN, U. (2004): Josef Schönfelder und die erste regionale Schmetterlingsfaunistik. - Großenhainer Stadt- und Landkalender - Jahrbuch 2005, Gräser Verlag Großenhain: 77–78.

Tags: faunistik, schmetterlinge, schoenfelder.

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