Beinmißbildung bei Carabus hortensis LINNÉ 1758 (Coleoptera, Carabidae)
von U. Lehmann, Großenhain
Im Jahr 1984 wurde im Saubachtal bei Meißen vom Autor ein Männchen von Carabus
hortensis LINNÉ 1758 gefunden, das eine deutliche Mißbildung des linken Hinterbeines
aufweist.
Während der Schenkel dem des rechten Beines entspricht, ist die Schiene etwa ein
Viertel kürzer als die rechte Schiene und ab der Mitte deutlich nach innen gebogen. Die
zwei Endsporne der Schiene sind vorhanden, jedoch kürzer als die des rechten Beines.
Alle 5 Fußglieder sind etwa um ein Drittel verkürzt, so daß der Fuß insgesamt etwa ein
Drittel kürzer ist als der rechte. Ebenso vorhanden aber schwächer ausgebildet sind die
Krallen.
Die anderen Gliedmaßen weisen im Vergleich mit anderen C. hortensis keinerlei
Auffälligkeiten auf und scheinen normal.
Eine recht ähnliche Mißbildung beschreibt GERISCH (1986) bei einem Puppenräuber Calosoma sycophanta (LINNÉ, 1758) der 1909 im Vogtland gefunden wurde. Hier betrifft die Verkümmerung das linke Vorderbein. Der Fuß sei vollständig aber schwächer ausgebildet, die Schiene kaum „halb so groß“ wie die rechte und, anders zum beschriebenen C. hortensis, auch der Schenkel „nur wenig verkleinert“.
Über solche meist nur vereinzelt aufgefundenen Mißbildungen lässt sich nicht allzuviel
verfassen, entsprechende Notizen sind daher sehr verstreut und schwer aufzufinden.
Diese besonderen Äußerungen des Lebens erreichen aber allgemein reges Interesse.
Deshalb soll an dieser Stelle noch auf einige Arbeiten verwiesen werden die dem Autor
zusätzlich bekannt geworden sind.
GRASER (1986) macht aufmerksam auf vorhandene Literaturzusammenstellungen und
nennt zusätzlich einige Titel zu „Teratologischen Abnormalitäten“, vorwiegend zu
Käfern.
TROST (1985) beschreibt detailreich Beinmißbildungen zweier Laufkäfer. Zum einen
die Mißbildung des rechten Hinterbeines bei Carabus granulatus LINNÉ 1758, hier
endet die Schiene in einer Gabel, wobei das obere Ende über zwei verkümmerte Tarsen
verfügt und alle drei Tarsen verkümmerte Krallen aufweisen. Die Beinmißbildung bei
einem Exemplar von Nebria livida (LINNÉ 1758) betrifft das linke Vorderbein. Die
Schiene ist verbreitert und verfügt über vier Endsporne und zwei missgebildeten Tarsen.
JORDAN (1957) beschreibt einige Mißbildungen bei Wanzen und versucht deren
Einordnung nach „inneren Ursachen“ bzw. Einwirkungen während der Entwicklung.
Sein Literaturverzeichnis nennt weitere 4 Arbeiten zu Mißbildungen bei Wanzen.
Literatur
- GERISCH, H. (1986): Beinmißbildung bei einem Puppenräuber Calosoma sycophanta L. (Col., Carabidae). - Entomologische Nachrichten und Berichte, 30 (4) Leipzig, S. 196.
- GRASER, K. (1986): Teratologische Abnormalitäten. - Entomologische Nachrichten und Berichte, 30 (1) Leipzig, S. 43–44.
- MÜLLER-MOTZFELD, G. (Hrsg.) (2004): Bd. 2 Adephaga 1: Carabidae (Laufkäfer). - In: FREUDE, H., HARDE, K.-W., LOHSE, G. A. & B. KLAUSNITZER: Die Käfer Mitteleuropas. - Spektrum Verlag, Heidelberg, Berlin. 2. Auflage, 521 S.
- TROST, M. (1985): Gliedmaßenanomalien bei zwei Laufkäfern (Col., Carabidae). - Entomologische Nachrichten und Berichte, 29 (6) Leipzig, S. 283.
- JORDAN, K. H. C. (1957): Unnormale Bildungen bei Heteropteren. - Nachrichten des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg 55, S. 81–87, Tafel I.
Beleg verschollen!
Die Beschreibung der Mißbildung erfolgte am vorliegenden C. hortensis- Präparat das 2006 für ein Foto der Redaktion einer entomologischen Zeitschrift übergeben wurde. Das beschriebene Präparat muss leider als verschollen gelten! Ein Foto liegt auch nicht vor.